Chronik 1947-1972 von Rolf Braun

Auszug für die Jahre 1954-1963


1954

Neubeuern hat seine 1. Heim-Band, das "Maodmaker-Sextett", die in den folgenden Jahren viele Nachfolger findet. Die Misere im "Inneren Kreis" und in der SMV führen zu deren Auflösung,

Zum Sommerfest wird wieder ein Elternbeirat gewählt. Das Abitur fällt in Neubeuern aus wegen der Einführung des 9. Schuljahres.

Im Herbst löst der 5-Stunden-Vormittag den bisherigen Unterrichts-Vormittag mit 6 Stunden ab mit nunmehr 7.00 Uhr Wecken, 13.05 Uhr Mittagessen, Appell und Mittagsruhe, 14.35-16.30 Uhr Gilden, Sport und Nachhilfe, 16.50-18.30 Uhr Arbeitsstunde, 18.40 Uhr Abendessen und Abendandacht.


1955

Das einwöchige Skilager wird letztmalig für alle Schüler gleichzeitig an verschiedenen Orten durchgeführt und endet mit einem großen Skirennen für alle Teilnehmer (Ohne Anfänger) in Hintertux bei Kufstein.

Im leeren Chemiesaai macht sich während der Mittagspause die zentnerschwere Stuckdecke selbständig und bricht auseinander.

Die Heimregeln werden als kleines Heftchen gedruckt und allen Schülern ausgehändigt. In Stein kommt im Juli die 2. "Heim-Olympiade" zur Durchführung. In den Bundesjugendspielen (Sommerspiele) schiebt sich das LEH in der Landeswertung des Kultus-Ministeriums auf den 3. Platz in Bayern vor.

Mit viel Erfolg spielt unsere Schüler-Band bei einem internationalen Jugend-Tanzabend in Regensburg.

In den Sommerferien werden der alte Pferdestall (bisher als Garage dienend) und die Mädchen-Aula umgebaut. Die Werkstätten kommen in den Ostbau. Es entstehen neue Klassen (Chemie, Physik im alten Pferdestall, ein Zeichensaal in der Aula). Die Freizeit wird "organisiert': jeder ist verpflichtet an zwei Nachmittagen Sport zu treiben oder Gilden zu besuchen. Die SMV feiert "Wiederauferstehung" mit einem 8-köpfigen Schülerrat, der die beiden Schülerführer wählt. In der 7. Klasse entsteht eine politische Arbeitsgemeinschaft, die in den Speisesälen einen Nachrichtendienst einrichtet.


1956

Die neue Skilager-Unterkunft liegt am Pengelstein bei Kirchberg/Tirol im Gasthaus "Schroll". Klassenweise jeweils eine Woche hintereinander fahren alle Schüler zum Skikurs.

In Ermangelung eines Musiklehrers greifen die Schüler zur Selbsthilfe. Sie, richten "Platten-Abende" ein, gründen eine Arbeitsgemeinschaft und geben Musik-Unterricht in der Unterstufe. Ein kleiner Chor und ein flottes Streichorchester werden von Herrn Dr. Slaby (Lateinlehrer) gegründet und verschönern unsere Veranstaltungen.

In "massierten Schüler- und Lehrer-Einsätzen" wird der Turnplatz mit einer 250-m-Laufbahn versehen, werden Sprunggruben angebracht und werden die Abhänge mit Mauer und Zaun befestigt.

Die Fotogruppe erhält eine Dunkelkammer mit entsprechender Einrichtung.

Für die im 2. Weltkrieg gefallenen ehemaligen Schüler und Lehrer enthüllt Graf Hohenthal eine Gedenktafel an der Kapelle.

Die Schüler sammeln im November in einer Spontan-Aktion Sach- und Geldspenden im Wert von 1.000,- DM für die durch den Bürgerkrieg in Ungarn geschädigten Menschen.

Baron Stauffenberg scheidet als Vorstand aus den Diensten der Stiftung aus und Dr. Hellmut Trüper wird vom Kuratorium zu seinem Nachfolger bestellt.


1957

Die Halbjahres-Bilanz der Stiftung weist erstmals keinen Minus-Saldo auf.

Zwei Schülerredaktionen bringen die Schülerzeitung "Tel. 352" und das Konkurrenzblatt "Meditatio" heraus, die in unregelmäßigen Abständen erscheinen.

Die Häufung der Verstöße gegen die Raucher-Regelung führt zu einer Verschärfung der Strafen: nach einer Verwarnung erfolgt im Wiederholungsfalle die Entlassung aus dem LEH.

Die. Theatergruppe, die die Tradition von Dr. Müller, Dr. Klöter, Dr. Schuster und Herrn Mix fortführt, fährt zur Tagung der bayerischen Laienspielgruppen und zeigt dort die "Heilige Johanna" von B. Shaw in englischer Sprache, unter Leitung von Frau Busse.

In der Versammlung zum Sommerfest beschließen die Eltern eine Spenden-Aktion zur Verwirklichung dringender baulicher und schulischer Vorhaben. In dieser Versammlung werden als Grundstock 28.000,- DM gezeichnet.

Durch tragische Umstände verlieren wir den Schüler Hartmut Rahn aus Regensburg, der im Rosenheimer Krankenhaus infolge Kreislaufversagens stirbt.

Eine Grippe-Epidemie erfaßt 100 Schüler und 10 Lehrer, sodaß die Allerheiligenferien vorzeitig beginnen.


1958

Das Statut der Ausländerabteilung wird am 17. Januar vom Kultusministerium genehmigt und ermöglicht eine besondere Reifeprüfung für unsere ausländischen Schüler.

Aus schulischen und organisatorischen Gründen findet das Skilager nur noch in 3 Gruppen für jeweils eine Woche statt. Es kostet inzwischen 80,- DM.

Zum 75. Geburtstag Direktor Rieders veranstalten Schüler, Lehrer und Altschüler einen Fackelzug. Der Vorstand des "Vereins der Freunde" verleiht Direktor Rieder das goldene Vereins-Ehrenzeichen.

Im April verläßt der bisherige Schulleiter, Herr Dr. Walter Schuster das LEH und übernirnmt die Leitung des staatlichen Gymnasiums i. A. in Grafing. Herr Dr. Mackenbach wird mit der komm. Schulleitung beauftragt, Herr Braun übernimmt das Heim der Mittel- und Oberstufe.

Die südostbayerischen Gymnasien veranstalten das 1. Schulsportfest in Wasserburg, bei dem unsere Mannschaft den 2. Platz einnimmt.

Herr Goldberg führt zum Sommerfest mit 60 Schülern das Freilichtspiel "Winnetou" in der Wolfsschlucht auf,

Schüler der Unterstufe finden am lnn Flak-Munition aus dem 2. Weltkrieg. Beim Hantieren damit im Zimmer werden am 23. November durch Explosion der Schüler Fritz Schrepfer getötet und zwei weitere Schüler verletzt.


1959

Eine Mädchengruppe (Frl. Scharlack) zieht im Frühjahr nach Hinterhör, um im Schloß Platz zu schaffen.

Der Lehrerrat beschließt eine Strafordnung, die Rügen, Tadel und Androhung der Entlassung vorsieht. Die Entlassung erfolgt nach 12 Rügen oder nach 3 Tadeln.

Unser Sportverein stellt bei den Kreismeisterschaften in Raubling die stärkste Mannschaft mit 80 Teilnehmern, 15 Siegern, 13 zweiten und 15 dritten Plätzen.

Das 2. Schulsportfest der Gymnasien kommt in Neubeuern zur Durchführung. Unsere Mannschaft belegt hinter der ORS Rosenheim den 2. Platz.

Wegen der erhöhten Brandgefahr werden elektrische Kochgeräte und Benzinkocher im Hause verboten. Die Abiturienten erhalten einen Heißwasserbereiter zur Aufrechterhaltung der Teestunde.

Nach dem bis jetzt bestehenden Verbot darf an den Wochenenden auf den Zimmern Radio gehört werden.

Der Musikunterricht liegt nach dem Weggang von Frau Börner wieder brach. Herr Hantsch und Herr Schwimmer retten die "Muse". Dr. Schreiners Streichergruppe übernimmt die Nachfolge des Slaby-Orchesters. Vom "Dokument-Vortrags-Ring" kommt monatlich ein namhafter Redner aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu unseren Heimabenden.

Im November wird Herr OStRat Schneider neuer Schulleiter, Herr Dr. Mackenbach wird Konrektor.

Unsere Leichtathleten erringen in der Mannschafts-Gesamtwertung in Bayern den 1. Platz und in der Bundesrepublik den 3. Platz.


1960

Ein Ford-Kombi erleichtert den Transport der Mädchen nach Hinterhör, macht die Handwerker mobiler und aktiviert die Gruppenunternehmungen. In Hinterhör hat sich inzwischen Frau Grosse mit ihrer Gruppe angesiedelt.

Die Spielgruppe der Kleinen zeigt beim Laienspieltag in Nürnberg ein Schattenspiel von Herrn und Frau v. Kutzschenbach.

Die Reform der Reifeprüfung wird in Bayern durch Einführung eines Vorabiturs in der 8. Klasse eingeleitet.

Zum Sommerfest erscheint nach 4 Jahren Unterbrechung wieder eine Schulzeitung "Neubeuern 1960".


1961

Nach langen und zähen Verhandlungen durch Baron Welser im Auftrag der Stiftung, werden zu günstigen Bedingungen Schloßgelände, Schloß, Winklerhaus und Turnhalle mit allem Inventar vom Bayerischen Staat zurückgekauft.

Das wöchentliche Taschengeld wird auf Antrag der SMV erhöht auf DM 3,- (Unterstufe), DM 5,- (Mittelstufe) und DM 7,- für die Oberstufe. Die rustikalen Tischsitten werden durch Einführung von Servietten vorübergehend verfeinert.

An den Bundesjugendspielen (Sommerspielen) beteiligen sich 94% der Schülerschaft und 54% erhalten eine Sieger- oder Ehrenurkunde. Beim 4. Schulsportfest der Gymnasien in Rosenheim erkämpft unsere Mannschaft erstmals den Sieg.

In den Sommerferien wird der Westbau für die Oberstufenschüler umgebaut. Es entstehen kleine Zimmer mit eingebauten Betten und Schränken, für 2, 3 und 4 Schüler. Ein neuer Tagesplan sieht wieder den 5-Stunden-Vormittag vor.

Die Turnhalle erhält eine komplette Geräteausstattung und wird renoviert.

Verstöße gegen die Raucherregelung werden nicht mehr mit Verwarnung oder Entlassung im Wiederholungsfalle bestraft, sondern mit Rügen und Tadel. Weiterhin ist das Rauchen nur der Abiturklasse erlaubt.


1962

Im Alter von fast 79 Jahren erliegt am 31. Januar Direktor Rieder einem Herzschlag. Dir. Rieder war Mitbegründer der alten Schule und Leiter des LEH bis 1941, dann von 1948-1952 Leiter des Vorstandes der Stiftung und bis 1959 Lateinlehrer in der Oberstufe. Im Beisein vieler Altschüler und Lehrer und der gesamten Heimgemeinschaft wird er am 2. Februar in Altenbeuern beigesetzt.

Die 3. SMV-"Generation" konstituiert sich, Peter Ahl wird zum Präses gewählt.

Die von Dr. Trüper intensiv betriebene Renovierung der Schloßkapelle ist zum Sommerfest abgeschlossen. Die Kosten hierfür (43.000,- DM) werden in der Hauptsache durch Spenden gedeckt,

Gräfin Degenfeld, die sich um die alte und jetzige Schule sehr verdient gemacht hat, erhält die goldene Ehrennadel des Vereins der Freunde.

Nach dem Sommerfest werden die Reiter- und Hockey-Gruppen aufgelöst, weil diese Sportausübung auf erhebliche organisatorische Schwierigkeiten stößt (Transportproblem nach Rosenheim, keine Gegner im Hockey).

Die Schul- und Internatskosten klettern auf DM 400,- und das Heizungsgeld auf DM 15,- im Monat.

Am 25. September erfolgt der 1. Spatenstich für den Neubau des "Kleinen Heims".


1963

Die Abiturienten und selbständig gut arbeitende Schüler werden "Freiarbeiter" ohne feste Arbeitszeit und Kontrolle. Die Mittel- und Oberstufenschüler werden für bestimmte Projekte zum "Arbeitsdienst"herangezogen. Als Gegengewicht zum Sommerfest, das für die Eltern veranstaltet wird, kreiert die SMV ein Schüler-Maifest mit Würstlessen, Bier, Spiel und Tanz auf der Südterrasse.

Nach zweijähriger Unterbrechung erscheint zum Sommerfest die nächste Schulzeitung. Im Abitur sind erstmals keine Ausfälle zu verzeichnen. Die Oberstufe erhält einen eigenen Aufenthaltsraum im Westbau (der jetzigen Bar), dessen Ausstattung die Altschüler übernehmen. Die Hinterhörer Dependance wird aufgelöst und Frau Grosse kehrt mit ihren Mädchen ins Schloß zurück.

Alle Mädchen sind geschlossen im Ostbau unter der Leitung von Frau Grosse untergebracht. Die Jungen der Unterstufe ziehen vom Ostbau in den Neubau, das "Kleine Heim".

Zur Abwechslung gibt es am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag wieder einen 6-Stunden-Vormittag. An den übrigen Tagen bleibt es bei 5 Unterrichtsstunden. Das Wecken wird auf 6.45 Uhr vorverlegt.

Am 23. November wird das bereits von der Unterstufe bewohnte "Kleine Heim" in einer Feier von Abt Prof. Dr. Hugo Lang und Altbischof Prof, Dr. D. Wilhelm Stählin eingeweiht. Der Neubau (ca. 800.000,- DM) wird wesentlich durch Elternspenden mitfinanziert.

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